Das Grabmal mit Dreiviertelplastik

Das Grabmal für die Familie Petzold im ersten Land des Inneren Neustädter Friedhofs offenbart sich als kraftvolles Stelengrabmal mit deutlich vertikaler Betonung. An der Hauptschauseite wird der Grabstein durch eine fast vollplastische Frauenskulptur (Dreiviertelplastik) bestimmt, die sich elegant auf einen Anker (Symbol der Hoffnung auf Auferstehung) stützt und deren Gewand in zahlreichen Falten am Körper hinabfällt. Ihr Gesicht ist zur Seite gewandt, während ihre linke Hand nach oben auf das ausgesprochen dominante Strahlenfeld mit dem Auge Gottes und der Trinität verweist. Betont wird das Aufwärtsstreben zudem durch die kannelierten Eckbetonungen, die das bildnerische Feld geradezu in einen Rahmen fassen. Den oberen Abschluss des Steines bilden zwei ausladende Voluten, die ihrerseits der Strenge entgegenwirken. Ein heute nicht mehr erhaltenes Kreuz bekrönte ursprünglich den Grabstein. Insbesondere sei auf die plastischen Feinheiten in der Gestaltung des Grabmals hingewiesen, wie die liebevoll ausgearbeiteten Gesichtszüge der Frau, das Stickwerk an ihren Ärmeln sowie der Kranz, der zwischen Basis und schmalerem Bildhauerstein vermittelt.
Die Inschriften am Postament sind durch die Verwitterung und bodennahe Lage weitgehend verloren. Jedoch wird auf der Rückseite des Grabmals der verstorbenen Kinder der Familie Petzold gedacht. Neben den Namen mit Geburts- und Sterbedaten zwischen 1818 und 1830 ist als abschließender Satz zu lesen: „Hier wohnt das Glück, hier ruht das Herz“.
Formalästhetisch präsentiert sich das Grabmal in den Formen des Klassizismus. Vermutlich wurde es von einem, dem Bildhauer Franz Pettrich (1770–1844) zugeschriebenen, Grabmal auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden beeinflusst.
Gemeinsam mit einer Grabpatin soll der Stein noch in diesem Jahr restauriert werden.
Dr. Ulrich Hübner