Das Grufthaus der Familie Peterson
Ein ganz besonderes Kleinod auf dem Inneren Neustädter Friedhof befindet sich im ersten Land direkt an der Friedhofsmauer zur Conradstraße: das Grufthaus Peterson.
Errichtet wurde das Bauwerk wohl schon im ausgehenden 18. Jahrhundert für die Familie Schnelle. Die erste Gruftbestattung fand 1843 statt. 1913 erfolgte die Rückgabe der Erbbegräbnisstelle. Schon zwei Jahre später erwarb diese Grabstelle die Familie Peterson für ihren 1915 in Frankreich gefallenen Sohn Gustav Eduard Alexander. Damit kam dem Gebäude auch die besondere Aufgabe als Gedächtnishalle zu. Umgestaltungen fanden dafür an der Fassade statt, die sich sowohl in den leicht hervortretenden Pilastern aus schwarzem Granit als auch in dem monumental geschwungenen Schmuckgiebel über dem Eingangstor zeigen. Geradezu malerisch wirkt das farbige Oberlichtfenster in der Kuppel.
An sonnigen Tagen strahlt das Licht bis in die Gruft hinein. Die Gruftöffnung, abgedeckt durch ein Gitter, ermöglicht den Blick zu den Särgen. Sie ist damit ein seltenes Beispiel innerhalb der Grufthausarchitektur und besonderer Ausdruck für die Gedenk- und Trauerkultur. Der Fußboden um die Öffnung herum ist schachbrettartig gefliest.
Ganz im Sinne der zeitgenössischen Reformarchitektur wurde das Gebäude 1915 neu interpretiert und erhielt an der Fassade die durchaus gewaltig wirkende Eingangsfront. Das benachbarte Grufthaus wurde etwa gleichzeitig von der Familie Waetzel errichtet, ein Umbau ist jedoch nicht nachweisbar. Das Bauwerk wurde im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört und die darunterliegende Gruft 1967 wegen der drohenden Einsturzgefahr verfüllt.
Während das Grufthaus Peterson 2022 mit Denkmalfördermitteln wieder vollständig restauriert werden konnte, steht ein Wiederaufbau des Nachbargruftgebäudes noch aus.
Dr. Ulrich Hübner