Das spätbarocke Grabmal
Das spätbarocke Grabmal
Eines der ältesten Grabmale auf dem Inneren Neustädter Friedhof befindet sich im ersten Land und wurde für den kurfürstlich-sächsischen und königlich-polnischen Offizier und späteren Oberst eines Dragonerregiments Christoph Ernst von Reitzenstein (1694–1746) errichtet.
„Auf breitem zusammengedrückten Sarkophag eine pyramidale Platte, von einem Helm bekrönt. Zwei schwebende Putten halten ein den oberen Theil verdeckendes Tuch zurück; auf der Rückseite Inschrift, von Palmen eingerahmt. Links unten ein sitzender Mars, in Helm und Rüstung, den Kopf in die Rechte gestützt, mit der Linken hält er den Schild. Rechts Minerva, die Rechte auf die Aegis gestützt; darüber je ein Bündel Schwerter und Fahnen.“ So berichtet der Dresdner Kunsthistoriker Cornelius Gurlitt in seiner „Beschreibenden Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreiches Sachsen“ von 1903 (S. 313) über das gestalterisch herausragende Grabmal.
Minerva – in der griechischen Mythologie die Göttin des Verteidigungskrieges und der römische Kriegsgott Mars verweisen auf das Leben des Bestatteten. Reitzenstein wurde in der Schlacht bei Kesselsdorf am 15. Dezember 1745 so schwer verwundet, dass er kurz darauf starb. Auf der Rückseite des Grabsteines lautete ein Teil der heute nicht mehr erhaltenen Inschrift: „Wie unvermerckt erscheint uns unsre letzte Stunde. Thut es das Fieber nicht, so thut es eine Wunde. Was hilfft Commando Stab, der Adel und der Orden? Der alles dieses trug, ist doch zu Asche worden.“
Formalästhetisch entspricht das Grabmal der Gestaltungsvielfalt des Barock. Die Figuren, das faltenreiche Tuch und die Waffen unterstützen das für den Barock typische raumgreifende Arrangement. 2019 wurde das Grabmal restauriert und konserviert. Dabei wurden die Kanonenrohre unterhalb der Minerva erst wiederentdeckt.
Dr. Ulrich Hübner